Leserbrief zur bevorstehenden Abstimmung über das Stimm- und Wahlrecht niedergelassener Katholiken
Im Religionsunterricht habe ich vor mehr als 50 Jahren gelernt, dass wir Christen unabhängig von Sprache oder Herkunft alles Brüder und Schwestern und vor Gott alle gleich sind. Alle Erfahrungen, welche ich auf meinem weiteren Lebensweg als katholischer Christ gemacht habe, waren stets stimmig mit dieser Feststellung und sind es heute noch. Nach der weitgehenden Entflechtung von Kirche und Staat hat sich dieses Bild gar noch gefestigt. Wenn es um das Zusammenleben von Christen in der Kirche geht, spielt es definitiv keine Rolle mehr, ob mein Mitmensch den roten Pass hat oder nicht.
Ich stelle heute auch fest, dass die katholische Kirche in vielen Gemeinden ohne «Personal» aus anderen Ländern gar nicht mehr in der Lage wäre, alle ihre Aufgaben wahrzunehmen, aber glücklicherweise spielt die Herkunft ja keine Rolle – sollte man meinen.
Wir Schwyzer Katholiken stimmen nämlich im Unterschied zu fast allen anderen Kantonen erst am 27. Juni darüber ab, ob wir unseren mindestens 18 Jahre alten katholischen Brüdern und Schwestern, welche den Kanton Schwyz als ihre neue Heimat gewählt haben, das Stimm- und Wahlrecht in den Römisch-katholischen Kirchgemeinden und er Kantonalkirche gewähren wollen. Aus meiner Sicht ist ein Ja in dieser Abstimmung nichts mehr als gelebtes Christentum. Auch niedergelassene Katholikinnen und Katholiken ohne Schweizer Bürgerrecht sollen die Gelegenheit haben, sich aktiv in staatskirchlichen Fragen und Funktionen einbringen zu können.